Eine BAG-Woche der besonderen Art
Die BAG-Woche 2022 war in mehrfacher Hinsicht herausfordernd: Zum einen schüttete es von unserem Eintreffen an zwei Tage pausenlos. Danach war das Wetter schlecht, wenn auch nicht katastrophal. Zum zweiten ließ sich das System, zwei Referenten aus entgegengesetzten europäischen Ländern einzuladen, in der Organisation im Vorfeld nicht verwirklichen. Wir hatten mit Katarina Černíčková „nur“ eine Referentin für tschechische Tänze zu Gast. Drittens: Else war durch einen Muskelfaserriss im Bein gehandicapt und konnte nicht tanzen. Trotzdem ließen sich die 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die gute Laune nicht trüben und übten sich im Umwerten: Das schlechte Wetter war günstig zum Tanzen (bei Schönwetter wäre uns ohnehin viel zu heiß geworden!) und unser Hotel Magerl ist auch bei Regen herrlich gemütlich. Katarinas Schwung, Wissen, Freude und Freundlichkeit reichte für mindestens zwei, Else wurde mit hochgelagertem Bein dringend am Klavier gebraucht. Dass es keinen zweiten Gastreferenten gab, ermöglichte, punktuell Einblick in ganz andere Tanzpraktiken zu nehmen: Simon Wascher brachte in zwei konzentrierten Einheiten Impulse aus seiner Tanzausbildung in Schweden ein. Hannah Maria Wimmer, die es als gebürtige in Altmünsterin nach New York und nach London verschlagen hatte, wo sie derzeit (noch) Contemporary-Dance studiert, kam als Teilnehmerin, um für ihre Master-Performance Einblick in traditionelle österreichische Tänze zu nehmen. Sie motivierte uns zu höchst ungewohnter Körperarbeit, die großen Spaß machte und vielen von uns eine neue Welt des Tanzes eröffnete. Plötzlich traten Talente und Fähigkeiten mancher Teilnehmerinnen und Teilnehmer zutage, die bisher verborgen geblieben waren. Meine erstaunte Nachfrage ergab, dass hier auf Rhythmische Sportgymnastik, dort auf Ballett und in einem Fall sogar auf ein Rhythmik-Studium zurückgegriffen werden konnte.
Der heurige österreichische Referent war Günter Stieger, der seine Frau als Tanzpartnerin und seinen Sohn Philipp als Musikanten mitbrachte. In zwei intensiven Einheiten lernten wir Teile aus dem höchst komplexen Lambacher Landler. Ganzkörperarbeit im wahrsten Sinn des Wortes, vor allem für die Männer. Damit wir Frauen nicht zu viel kichern, durften wir sämtliche Schritte auch lernen.
Gleich an zwei Abenden wurde nicht getanzt: Am ersten Tag gaben Hannah und Simon mit Erzählungen, Fotos und Videos Einblicke in ihre Ausbildungen, am zweiten Abend stieß die Zitherspielerin Astrid Hofmann zu uns, um meinen Vortrag über die Zither als (Un-)Tanzinstrument musikalisch zu bereichern. Ich erzählte, dass die Zither zwar als ländliches Tanzinstrument vor allem in der Sommerfrischekultur immer wieder stilisiert wurde, aber kaum als solches dokumentiert ist. Damit es nicht zu langweilig wurde, spielten Else, Herbert und Wolfram als Einlage eine Szene aus Alexander Baumanns „Versprechen hinterm Herd“. Ein unerwartetes Tschauner-Gastspiel in Gmunden, wir unterhielten uns blendend! Zum Abschluss luden wir ein, doch zu Zitherspiel zu tanzen, nämlich Polka française, für die sich meines Erachtens die Zither musikalisch optimal eignet.
Pünktlich für unseren Ausflug gab es ein Sonnenfenster, das einzige in diesen Tagen: Wir spazierten nach Altmünster, aßen Steckerlfisch und bestiegen mit Instrumenten und guter Laune den Raddampfer „Gisela“, auf dem sich sogar Waldhansl tanzen lässt!
Natürlich kam auch das Singen nicht zu kurz: Herbert bescherte uns mit seiner Wiener Mischung wieder vergnügliche Stunden und Wolfram brachte Jodler mit und lehrte sie mit Stimmkraft und Freude. Am Montag fand der Ball statt, für den über die Vermittlung von Kontrabassist Josef Moser die Familienmusik Paskuttini (Harfe, Harmonika) aus der Steiermark angereist war. Es wurde schließlich zu einem gemütlichen Tanzabend. Simon sorgte mit seiner Drehleier noch für einen raffinierten Kehraus. Bald war schon Zeit für den Abschied mit einem Familienwalzer: Wir freuen uns auf nächstes Jahr!