Schon lange brodelte die Idee, einen Zwiefachen-Tanzkurs in Wien stattfinden zu lassen – dass sich die (meisten) österreichischen Tanzböden recht schnell leeren, sobald die Musik einen Zwiefachen anstimmt, wird Tänzer:innen bereits vielfach aufgefallen sein, umso größer wurde daher der Wunsch, interessierten TänzerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich ausgiebig dem Zwiefachentanzen zu widmen. Im regelmäßigen Austausch mit Josef Zapf, dem Klarinettisten und Tanzmeister des Niederbayerischen Musikantenstammtisches, hat sich dann ein passender Termin aufgetan – 2022 sollte es doch endlich möglich werden und so wurde relativ kurzfristig ein Termin für einen Zwiefachen-Workshop im Bockkeller festgelegt.
Für unsere geschätzten LeserInnen, die den Niederbayerischen Musikantenstammtisch (noch) nicht kennen, seien ein paar erklärende Worte hinzugefügt. Ganz ursprünglich ist der Niederbayerische Musikantenstammtisch tatsächlich das, wonach er klingt – ein Pool junger Leute, die sich zusammengefunden haben, um angewandte Volksmusik im allerbesten Sinne, aus der Überlieferung, aber auch aus eigener Feder zu machen. Und genau das lässt die Ohren staunen und Herzen und Beine hüpfen. Die seit bald 20 Jahren existierende Gruppe wurde bereits mit dem Volksmusikpreis Zwieseler Fink ausgezeichnet, dazu wurde ihr der „Innovationspreis Volkskultur“ der Stadt München verliehen. Die schönen Melodien nach Restbayern und in die Welt transportieren, das ist ihr Auftrag, ebenso wie das Entstauben der Volks- und Wirtshausmusik.
Und so stand am 12. November 2022 eine 6-Mann-Blåsn auf der Bühne des Liebhartstaler Bockkeller, während sich im Saal 18 motivierte Tänzerinnen und Tänzer auf einen lustigen, schwungvollen und intensiven Tanztag freuten. Josef Zapf fungierte als Klarinettist und Tanzmeister zugleich. Vom Hiebauer über den Naglschmied bis hin zum Ölibert, sie alle wurden gespielt und getanzt und manche natürlich auch gesungen. Um die Ohren und Füße nicht mit den ständigen Taktwechseln überzustrapazieren, gab es zwischendurch auch den einen oder andern Figurentanz und natürlich wurde auch Hintergrundwissen zum Zwiefachen vermittelt. Womit niemand gerechnet hatte, war, dass es tatsächlich Zwiefache gibt, die den Mitgliedern des Stammtischs unbekannt sind. Doch eine Teilnehmerin hatte einen im Repertoire, der ihnen nicht geläufig war (bitte fragen sie mich nicht nach dem Namen des Zwiefachen, der ist mir leider wieder entfallen, aber schön war er und einen Text hatte er auch) und so haben am Ende des Tages auch die Musikanten etwas dazugelernt.
Nach ganzen sechseinhalb reinen Tanzstunden, von denen die letzte halbe Stunde ein Zwiefachen-Wunschkonzert war, traten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer taktwechselnden Herzens den Heimweg an, um die Füße hochzulegen. Um Josef Zapf zu zitieren: „Ihr habts zwar heid vui glernt, aber in der Hand habts nix!“ Ja, beim Zwiefachentanzen hilft keine Tanzbeschreibung und kein Ansagen – Freude, G´spür und ein bisserl ein Ohrwaschl sind die entscheidenden Faktoren.
Herzlich gedankt sei den Musikern des Niederbayerischen Musikantenstammtisch, Sebastian Gröller, Christoph Lambertz, Sebastian Meier, Georg Samberger und Josef Zapf, die diesen Tanztag so fantastisch gestaltet haben sowie den TeilnehmerInnen, die mit vollem Einsatz und großer Freude dabei waren. Danke auch an Gudrun Eppich und Michael Tomek, die nebenbei allen Trachten-Interessierten die Möglichkeit gegeben haben, im schier unendlichen Fundus der Trachtenbörse zu gustieren.
Da die Rückmeldungen der TeilnehmerInnen durchwegs positiv waren, haben wir vor, den Workshop 2023 wieder stattfinden zu lassen. Und da sich auch einige interessierte MusikantInnen gemeldet haben, planen wir dazu einen Kurs zum Musizieren von Zwiefachen. In welcher Form dies stattfinden wird und wann, werden wir frühzeitig ausschreiben!